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Margarete Beutler

Der kühle Tag

O Tag, so kühl und sonnensatt
hast du dich in die Welt geschmiegt!
So kühl wie dieses Rosenblatt,
das zwischen meinen Lippen liegt,
so kühl wie jene Mädchenhand,
die über meine Stirne ging,
kühl wie ein seiden Nachtgewand,
kühl wie ein weißer Schmetterling!

Was tu ich nun mit meiner Glut,
die in die Sonne lechzt und drängt,
wo du mit einer Schleierflut
von Wolken mir das Licht verhängt?
Trag ich nun still mit heißer Hand,
recht wie ein wartekrankes Kind,
mein rotes Herz durch müdes Land
bis an den grauen Abendwind? -